Status Quo: Effizienz, aber auch Sinnkrise
Wir leben in einem Wirtschaftssystem, das auf maximale Produktivität und Effizienz getrimmt ist. Das ist grundsätzlich positiv: Technologische Innovationen und medizinische Errungenschaften, die unser Leben erleichtern und verlängern, sind direkte Ergebnisse dieses Strebens.
Doch diese Entwicklung hat ihre Kehrseite. Die extrem weit fortgeschrittene Arbeitsteilung führt dazu, dass viele Berufe als wenig sinnstiftend empfunden werden. Viele fühlen sich wie moderne Fliessbandarbeiter – nur, dass das Fliessband heute nicht mehr in einer Fabrik steht, sondern im E-Mail-Postfach, das permanent abgearbeitet werden muss.
Starre Arbeitsverhältnisse und gesellschaftlicher Druck
Das auf Effizienz getrimmte System bringt starre Arbeitsverhältnisse mit sich. Nach der Ausbildung wird erwartet, dass man 40 bis 50 Jahre durchgehend arbeitet – möglichst in Vollzeit, von Montag bis Freitag. Zeit für Familie, Freunde und andere nicht unmittelbar produktive Beschäftigungen bleibt auf das Wochenende und die wenigen Wochen Ferien beschränkt. Wer von diesem Pfad abweicht, gilt schnell als Aussenseiter. Längere Lücken im Lebenslauf müssen spätestens beim nächsten Bewerbungsgespräch ausführlich erklärt werden – und wer nicht mithält, riskiert Lücken in der Altersvorsorge.
Wohlstand und Paradox: Warum fühlen wir uns trotzdem gefangen?
Und das alles in einem der reichsten Länder der Welt – wie passt das zusammen?
Wenn man die Einwanderungsströme in die Schweiz betrachtet, auch aus den angrenzenden Nachbarländern, wird klar: Das Leben hier hat viel zu bieten. Viele Menschen verlassen ihre Heimat, ihre Familien und Freunde, nur um in der Schweiz arbeiten zu können.
Tatsächlich macht die Schweiz vieles richtig. Der Staat hält sich im internationalen Vergleich zurück, was eine erfolgreiche Wirtschaft, hohe Löhne und – dank tieferer Steuern – ein höheres Nettoeinkommen ermöglicht. Wir könnten uns also in der Schweiz viel leisten. Doch dieser Wohlstand scheint an eine Bedingung geknüpft zu sein: Man muss sich bis zur Pensionierung an den vorgegebenen Pfad halten. Es gibt kaum jemanden, der ernsthaft glaubt, sich früher mehr Freizeit leisten zu können.
Was dabei immer wieder erstaunt, ist, wie viele Menschen sich in ihrem Beruf unzufrieden oder gestresst fühlen – und trotz der enormen Möglichkeiten, die unser Land bietet, keinen Ausweg sehen. Viele glauben, sie hätten keine Wahl.
Natürlich sollte das erste Ziel sein, eine Arbeit zu finden, die einen erfüllt – sei sie bezahlt oder unbezahlt. Eine sinnstiftende Tätigkeit ist zentral für ein zufriedenes Leben. Doch für viele bleibt die Arbeit schlicht ein Mittel zum Zweck, keine Leidenschaft oder Lebensaufgabe.
Sparen: Der unterschätzte Weg aus dem Hamsterrad
Was überrascht: Kaum jemand sieht Sparen als möglichen Weg aus diesem Hamsterrad. In der Schweiz verdienen wir weltweit einmalig hohe Löhne und haben im internationalen Vergleich eine verhältnismässig geringe Steuerbelastung. Trotzdem beträgt das Median-Nettovermögen in der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen gerade einmal knapp 40’000 Franken. Zur Erinnerung: Der Median bedeutet, dass die Hälfte der Menschen mehr und die andere Hälfte weniger Vermögen besitzt.
Dabei ist Sparen ein genialer Hebel: Wer konsequent spart, schafft sich finanzielle Freiräume – und damit auch zeitliche. Sparen ist der Weg, um sich unabhängiger von starren gesellschaftlichen Erwartungen zu machen. Es ermöglicht Alternativen. Es ist das Mittel, um sich aus dem Hamsterrad zu befreien – oder es zumindest langsamer laufen zu lassen.
Wie Sparen genau zu diesem Ausweg werden kann, erfährst du im nächsten Artikel.
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