Viele haben es sicher schon einmal gehört: Wer sein Geld auf dem Bankkonto liegen lässt, verliert auf lange Sicht fast immer an Kaufkraft. Tatsächlich ist das oft der Fall. Der Grund ist, dass die Inflation in der Regel höher ist als der Zins, den man auf dem Bankkonto erhält.
Ein einfaches Beispiel soll das verdeutlichen: Nehmen wir an, du hast 1’000 Franken auf deinem Konto, mit denen du dir in einem Jahr ein neues Fahrrad kaufen möchtest. Das Fahrrad kostet aktuell genau 1’000 Franken. Auf deinem Bankkonto erhältst du 0.5% Zinsen. Ein Jahr später hast du den Zins erhalten und nun 1’005 Franken auf dem Konto. Scheinbar bist du reicher geworden. Doch leider ist in der Zwischenzeit der Preis für das Fahrrad auf 1’020 Franken gestiegen. In Wirklichkeit hast du jetzt zu wenig Geld, um dir das gewünschte Fahrrad leisten zu können. Du bist also ärmer geworden, und das, obwohl du mehr Franken auf dem Konto hast!
Wie misst man Inflation
Inflation ist sehr schwierig zu messen, da sie für jede Person unterschiedlich ausfällt. Im obigen Beispiel hätte es auch sein können, dass dein Wunschprodukt, ein neuer Computer, ein Jahr später günstiger geworden ist. Jede Person gibt ihr Geld für unterschiedliche Dinge aus.
Aus Schweizer Sicht gibt es Produkte, die über die Zeit günstiger geworden sind, zum Beispiel waren Langstreckenflüge vor 30 Jahren wesentlich teurer als heute. Ein anderes Beispiel ist Konsumelektronik wie Computer und Mobiltelefone, die tendenziell ebenfalls günstiger geworden sind bzw. bei denen man für den gleichen Preis immer mehr Leistung bekommt.
Auf der anderen Seite sind viele Produkte in der Schweiz teurer geworden. Die grossen Budgetposten wie Miete, Krankenkassenprämie und Lebensmittel sind in der Schweiz allesamt im Preis gestiegen.
Wenn du seit 20 Jahren in einer günstigen Mietwohnung wohnst und du dein Geld mehrheitlich für Reisen und importierte Konsumgüter ausgibst, war deine Inflation eventuell sehr gering. Wenn du aber in Zürich wohnst, schon öfters umgezogen bist und den Grossteil deines Lohns für die Miete, Krankenkasse und Lebensmittel brauchst, dann war die Inflation für dich in der Vergangenheit sehr hoch und deine Franken haben über die Zeit massiv an Wert verloren.
Obwohl Inflation etwas sehr Persönliches ist, wird versucht, sie zu messen. In der Schweiz wird das mit dem Landesindex der Konsumentenpreise gemacht. Das Bundesamt für Statistik definiert dabei einen typischen „Einkaufskorb“ für Schweizer Konsumenten und misst, wie sich der Preis dieses Korbes über die Zeit entwickelt.
Die Inflation kann nur im Durchschnitt gemessen werden und ist in Wirklichkeit für jede Person unterschiedlich hoch.
Trotzdem macht es natürlich Sinn eine solche Kennzahl zur Verfügung zu haben. Sie vermittelt einen guten Eindruck wie sich das allgemeine Preisniveau entwickelt.
Der Blick auf die Schweiz
Auf der Website vom Landesindex der Konsumentenpreise findest du, dass die Inflation in der Schweiz in den letzten 10 Jahren im Schnitt etwa 0.6% pro Jahr betragen hat. Das ist im internationalen Vergleich ein sehr geringer Wert! Und dennoch bedeutet es, dass sich das Geld in der Schweiz im Schnitt über die letzten 10 Jahre um gut 6% entwertet hat
Was, wenn deine persönliche Inflationsrate deutlich höher ist?
Angenommen, deine persönliche Inflationsrate beträgt 3% pro Jahr, dann würdest du in nur knapp 23 Jahre die Hälfte deines Geldes durch Inflation verlieren.
Bei noch höheren Inflationsraten beschleunigt sich der Wertverlust noch viel schneller. Der Grund ist auch hier der Zinseszinseffekt, der sich im Falle der Inflation negativ für dich auswirkt.
Fazit
Die persönliche Inflationsrate zu messen, ist fast unmöglich, doch ihre Auswirkungen sind sehr real. Im internationalen Vergleich gelten die Preise in der Schweiz als stabil. Und dennoch kann auch hier dein Geld über die Zeit durch stark steigende Kosten für Mieten und Krankenkassenprämien an Wert verlieren.
Diese Problematik zu erkennen, ist der erste Schritt. Denn viele sehen ihr Bankguthaben als die einzig sichere Anlage – ein gefährlicher Trugschluss. Sie übersehen, dass das Vermögen auf dem Konto in Wahrheit nicht sicher liegt, sondern langsam und kontinuierlich an Kaufkraft einbüsst.
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